Sonntag, 26. Januar 2020

Cotte, Surcot, Gugel und Co: Mittelalter-Gewandungen DIY

Seyd gegrüsst, Ihr holden Maiden und kühnen Recken – sofern Ihr denn des Nähens mächtig seyd!


Schon seit vielen Jahren besuchen wir als Familie Mittelalter-Feste und -Märkte; und das mit immer grösser werdender Freude und Begeisterung an der besonderen Bekleidung und den Details wie Schmuck, Waffen und weiteren Accessoires, die man hierfür (vermeintlich) braucht um möglichst authentisch auszuschauen. 😉

Nachdem wir die ersten Gewandungen (Achtung, mal sagt NICHT Kostüme) für viel teuer Geld auf eben solchen Märkten gekauft haben, war irgendwann klar, dass ich da jetzt mal selber ran muss. Eine große Hilfe hierbei ist mir dieses Buch: 


Aber wer sich in diesem Buch Vorlagen und Schnittmuster für Mittelalterkleidung in den Größen S-XL nach dem Vorbild heutiger Schnittmuster à la BURDA und Co erhofft, wird leider enttäuscht werden: In dem Buch finden sich viele viele Erklärungen zu den verschiedenen Epochen, WELCHE Kleidung von WEM, WIE und zu welchem Anlass getragen wurden; welche Stoffe verwendet wurden etc. Aber leider enthält es nur skizzenartige Zeichnungen, die einem maximal eine Ahnung davon geben, wie das Kleidungsstück zugeschnitten und genäht werde soll. 


Schnittmuster-Do-it-Yourself

Aber das Gute daran ist, dass man einfach das Schnittmuster drauflos basteln kann, und eigentlich ist das Resultat meistens ganz gut, zumindest wenn man bei der eher einfachen Kleidung wie Cotte, Surcot, Wams, Umhang, Gugel und Schnürhose bleibt. 

An komplizierte Schnitte wie hochmittelalterliche Adelskleidung habe ich mich nicht getraut. Aber das war auch bisher nicht mein Ziel. 

Folgende Ratschläge möchte ich Euch gerne weitergeben:

  • Keine Angst vorm Entwerfen eines eigenen Schnittmusters. Durch "Trial-and-Error" lernt man echt viel und nach und nach wird’s immer besser.
  • Wenn Ihr mit so einem Buch arbeitet, würde ich dazu raten das Schnittmuster auf Zeitungspapier oder ähnlich großen Papierbögen zusammenzubasteln.
  • Verwendet am Anfang am besten sehr günstige Stoffe. Dann wird’s nicht so teuer, wenn doch mal was in die Hose geht. Ich habe bisher mit dem supergünstigen cremefarbenen Baumwollstoff vom Möbelschweden gearbeitet, und die Sachen sehen echt klasse aus. Es gab im MA zwar noch keine Baumwollstoffe, aber …. so what… 😉
  • Bedenkt, dass die im Mittelalter verwendeten Stoffe der einfachen Leute Leinen-und Hanfstoffe und auch Wolle waren. Alles also nicht wirklich dehnbar. Meine erste Cotte war auch leider zu eng und musste nochmal genäht werden. 
  • Mit Schnürungen (!) vorne hinten oder seitlich werden die Kleider dann erst körpernah (siehe unten).

Materialien: 

  • Leinenstoffe und Basic-Baumwoll-Stoff vom Möbelschweden

  • Lederimitat von etsy oder Buttinette
  • Echtes Leder und Felle bekommt ihr sogar echt relativ günstig auf den Mittelalter-Märkten selbst
  • Günstige echte Wollstoffe gibt's in online-Shops

  • in diversen online Shops findet Ihr auch wahnsinnig schöne Borden, Knöpfe, mittelalterliche Gewandschliessen, Accessoires etc. Am besten mal den Begriff "LARP" eingeben; da werdet Ihr noch eher fündig als unter "Mittelalter". 

Nähen:

Wenn man es richtig authentisch möchte, kann man das ganze Zeug in nächtelanger Handarbeit von Hand nähen, so wie dies früher auch gemacht wurde….hatte ich aber keine Nerven zu :-). Ich habe zwar nicht gerade die Overlock genutzt, aber zumindest mit der normalen Nähmaschine genäht, einfacher Geradstich. Fertig. 

Und hier mal unsere Grundausstattung: 

Cotte, Umhang und Hose für den jungen Recken





und so sieht das Ganze am Kinde aus: 

Cotte mit Trompetenärmeln,  blauem Surcot mit seitlichen Schnürungen, keltischen Borden als Verzierungen und Gugel für die junge Maid



linke Gugel aus leichter Baumwolle, rechte Gugel aus Wollstoff. 
Und das Ganze am Kinde --> als Merida (leider in der Wohnung fotografiert): 

Hochmittelalterliche Bekleidung Mann:

Überknielange Cotte mit Beinschlitzen bis in den Schritt, blauer Surcot, der vorne offen getragen wird, mit Gürtel geschlossen. Statt Gugel einen  orientalisch angehauchten Turban (Kreuzritter, der aus dem Orient zurückgekehrt ist.. 😉). 

 


Hochmittelalterliche Bekleidung der einfachen Frau: 

Cotte mit Trompetenärmeln und eingesetzten Godets, blauem Surcot und Gugel. Inzwischen ist noch ein wunderbarer dunkelblauer Wollumhang mit keltischer Schließe dazu gekommen(die Fotos folgen noch). 



und von mir mit Gürtel, Schmuck und Gugel getragen: 

Wenn Ihr Fragen zu den Schnitten, Materialien und sonstigem habt, könnt Ihr mir gerne einen Kommentar hinterlassen!  

Viel Spaß beim Nachnähen und einen guten Start in die neue Woche!

Liebe Grüße 
Damaris

P.S. Die Fastnet ist ja auch nicht mehr lange hin: diese und weitere Kostümideen findet Ihr auch beim Nähfrosch

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